1969
84 Stunden über den Nürburgring
65 Mannschaften am Start → 19 am Ziel.
Nur diejenigen die schon einmal über den Nürburgring gefahren sind, dies auch im normalen Tempo, können sich in etwa vorstellen was 84 Stunden Fahrt durch die "GRÜNE HÖLLE" bedeuten.
Zuerst die Vorgeschichte: JANS - BOUS - LAGODNY
André Jans hatte das ganze Jahr über, einen BMW 2002 für dieses Rennen vorbereitet und getunt, die Berg und andere Rennen wurden eigentlich nur zu Test Zwecken gefahren.
Das Auto war dermaßen perfekt, dass damit fast alle Rennen gewonnen wurden, auch gegen stärkste Ausländische Konkurrenz. Dieses Auto war derart schnell, dass man pro Kilometer 2 Sekunden schneller fahren konnte wie die Konkurrenz.
Mit diesem Auto hätte man den Marathon gewinnen können.
Vic. Schreiber , der später bei einem Auto Unfall ums Leben kam , hatte von André Jans die Zusage, dass er nach dem Marathon das Auto kaufen könnte. Er lieh sich das Auto aus um es mal zu fahren, um es kurz zu machen, er flog dann aus einer Kurve raus, das Auto erklomm die Böschung und überschlug sich dann mehrere Male um wieder auf der Straße zu "landen".
Er war nur leicht verletzt aber vom Auto konnten nicht einmal mehr die Motorenteile verwendet werden.
So, jetzt hatten wir kein Auto mehr und nur noch 2 oder 3 Wochen bis zum Start.
John Lagodny hatte ein paar Wochen zuvor, einen gebrauchten BMW gleichen Modells an einen jungen Fahrer verkauft. John verhandelte mit dem Käufer, dieser war bereit uns das Auto zu überlassen unter der Bedingung, dass alles am Auto bleiben müsse was wir angebaut oder verändert hatten.
Aber nun war Eile geboten, ein Auto komplett zerlegen, Karosserie und Fahrgestell verschweißen, Getriebe, Hinterachse, Bremsanlage, also ALLES was am Auto ist, prüfen, verstärken und verbessern.
Fahrgestell und Aufbau blieben in Folschette in der Werkstätte der Gebrüder FEIDT.
John Lagodny mit seinen Mannen machte alle diese nötigen Arbeiten damit das Auto sich nicht verwinden konnte und somit eine bessere Straßenlage gewährt war.
Heinz Lagodny baute eine komplett neue Auspuffanlage die einerseits das Auspuffgeräusch auf die erlaubten 100 Phon reduzierte anderseits einen besseren Gas austritt ermöglichte.
Allein für diese Arbeiten ging fast eine Woche drauf.
Der Motor wurde nach Brouch zu André Jans gebracht welcher diesen bis auf die letzte Schraube zerlegte, die Schwungscheibe erleichterte und auswuchtete, Kurbelwelle und Zylinderkopf wurden bearbeitet, die Aggregate überprüft oder erneuert. Der Zylinderkopf mit Ventilen wurde komplett überarbeitet und der Motor wieder zusammengebaut.
Am Vorabend des Rennens lief der Motor dann zuerst nachts um 2 Uhr. Ein Werkzeugkasten sowie Drehmoment Schlüssel wurden im Kofferraum verstaut und um 6 Uhr in der Früh ging es auf in Richtung Lüttich in den Parc fermé. Dort wurde dann die erste Revision durchgeführt, Ventile und Zündung eingestellt und dann waren wir soweit. Es konnte losgehen.
Der Motor lief problemlos und alles funktionierte zum Besten, trotzdem hatten Fahrer und Betreuer kein so richtiges zutrauen zu dem Gefährt da es wirklich in allerletzter Minute fertiggestellt wurde.
Vor dem Start entschieden sich Fahrer und der Rennleiter Tom Meylinck zu einer vorsichtigen und weisen Strategie. Strickt war ein 16 Minuten Rhythmus einzuhalten unter dem Motto
„Am Ende wird zusammengezählt“. Ankommen war unser Ziel.
Im nach hinein erwies sich diese Strategie als richtig denn von den 65 gestarteten Autos kamen nur 19 ins Ziel.
Am Anfang des Rennens lag der Porsche von KAUHSEN in Führung, gefolgt von einem Capri und einem Lancia. Um 8 Uhr lagen dann die Luxemburger Jans-Bous -Lagodny an der Spitze vor dem Torino von Capello-Rodriguez und Larreta, als dritte 2 Lancia.
A propos TORINO.
Juan Manuel L FANGIO, der mehrfache Weltmeister führte die 70 Mann starke Mannschaft von TORINO an. Auch der Sohn von Fangio war einer der Fahrer. Schon beim Training zerlegten die Torinos ihr erstes Fahrzeug, es waren halt lauter Nürburgring Novizen.
MONTEZEMOLA der (zu dem Zeitpunkt als dieser Bericht geschrieben wurde) FERRARI Chef war, fuhr wie könnte es anders sein, einen Fiat 125, er wurde 9. im Endklassement.
Am Morgen war ein Gewitter ausgebrochen welches am Nachmittag noch an Heftigkeit zunahm, Wasser stand oder lief Stellenweise bis zu 10 Zentimeter über die Straße in der Fuchsröhre schwammen schon mal Bier oder Cola Flaschen quer über die Straße.
Erstes Opfer war eine BMW Fahrerin die das Auto in Ersatzteile zerlegte, jedoch unverletzt blieb, dann war es ein Torino, ein Lancia, der Cooper der Belgier Roefs-Van Huffel-Adriannssens die beim Abflug Totalschaden produzierten.
Die zweite Luxemburgische Mannschaft mit Pizzinato-Mathay-Michels auf Alfa Romeo waren auch noch im Rennen und lagen nach 16 Stunden auf Platz 57. Jans-Bous-Lagodny fuhren auf Platz 6.
18 Stunden vor dem Rennende blieben noch 27 Mannschaften im Rennen. Jans-Bous-Lagodny waren durch vorsichtige Fahrweise auf Platz 14 abgerutscht, legten jetzt jedoch etwas zu und gewannen so, immer noch vorsichtig fahrend 7 Plätze, und beendeten als 7ter und 1ste Private Mannschaft das Rennen. Gewannen die "Trophäe der Nation" für Deutschland mit 2 BMW und 1 Porsche.